Was ist Story Listening?

 

Beim Story Listening erzählt man den Schüler*innen eine Geschichte in der Zielsprache. Der Inhalt der Geschichte wird durch Zeichnungen, Gesten oder Erklärungen verständlich gemacht. Die Schüler*innen hören zu und lernen dadurch wahnsinnig viel. Zum einen lernen sie neuen Wortschatz kennen, zum anderen legen sich im Gehirn grammatische Strukturen an. Kritische Kolleg*innen von mir bemängeln an der Methode, dass die Schüler*innen ja "total passiv" seien und selbst gar nichts tun würden. Da kann ich überhaupt nicht zustimmen. Ja, die Methode ist vielleicht nicht Output-orientiert, aber in den Köpfen der Lernenden passiert unglaublich viel. Ich kann jedem nur raten, es einmal auszuprobieren und einen genauen Blick in die Augen der Schüler*innen zu werfen. Das reine Verstehen der Geschichte ist für die Lernenden ein tolles Erfolgserlebnis. Das erste, was Schüler*innen nach dem Hören einer Geschichte zu mir sagen ist: „Noch ne Geschichte!“ 

Die Geschichten müssen natürlich spannend sein und können gerne auch ein bisschen verrückt sein. Richtig gut kommt bei mir immer an, wenn ich für die Protagonisten der Geschichte Namen von Schüler*innen verwende, die ich per Zufallsgenerator auswähle. Auch lieben die Schüler*innen verrückte Todesfälle und dramatische Wendungen. Die Schlüsselwörter der Geschichten werden erfahrungsgemäß von den Schüler*innen sehr gut behalten, was meiner Meinung nach daran liegt, dass sie sie nicht von einer Liste auswendig gelernt haben, sondern in einem Kontext verstanden haben.

 

Entwickelt hat diese Methode eine Frau aus Japan namens Dr. Beniko Mason Nanki. Ihr Name war vielen Leuten aus der „CI-Szene“ schon vorher ein Begriff, aufgrund ihrer Forschung über die Vorteile des selbstgewählten Lesens beim Spracherwerb, ein Forschungsprojekt, welches oft von Dr. Stephen Krashen zitiert wird.

 

Dr. Mason lässt ihre Schüler*innen oft Zusammenfassungen des Erzählten in der Muttersprache schreiben, damit sie ein Gefühl dafür bekommt, was wirklich verstanden wurde. Falls sie merkt, dass es viele Missverständnisse gab, muss sie ihre Erzählweise ändern und mehr erklären.

 

Ich liebe Story Listening und verwende es oft, lasse aber von den Schüler*innen keine Inhaltsangaben auf Deutsch schreiben. Ich bevorzuge die Methode des Ping-Pong Lesens. Nach dem Erzählen der Geschichte erhalten die Schüler*innen die Geschichte als ausgeschriebenen Text. Die Texte schreibe ich immer selbst und passe sie dem Niveau meiner Klasse an. Das Ping-Pong Lesen funktioniert so, dass die Schüler*innen in Partnerarbeit den Text lesen. S1 liest den ersten Satz in der Zielsprache, S2 übersetzt diesen Satz in die Muttersprache und liest den nächsten Satz in der Zielsprache. Jetzt übersetzt S1 und liest dann wieder den nächsten Satz in der Zielsprache.

 

 

Beispiel eines Story Listening (Deutsch als Fremdsprache)